Kritika/Elemzés/Média:
Jeder Tag eine Revolution
Katja Melzer, 26.06.09
http://www.artmagazine.cc/content41791.html
Ausstellung in zwei Teilen
Softies
Der Film ist zu sehen: 26. März - 23. April 2009
Jeden Tag ist 1956
Die Gemälde sind zu sehen: 24. April - 23. Mai 2009
Die Effekte der politischen Wandlungen der letzten Zeit und die daraus stammenden Spannungen für die alltägliche Existenz erscheinen in den letzten Arbeiten von Csaba Nemes, welche die komplexen Verhältnisse von Öffentlichkeit und Representation, Rollenübernehmen und Medien zeigen. Auch die Taten und das Sein der Darsteller seines neuesten Videofilms „Weichlinge“ basieren auf romantischen Klichees der Medien. Einer von ihnen - zum Beispiel - spielt mit seinem Decknamen direkt den Hauptheld der einst so populären TV-Serie mit dem Titel „Der Kapitän von Tenkesch“ ("Tenkes kapitánya") an und die Mitglieder der Gruppe tragen während den selbstjustizierenden Aktionen Kostüme, die auf den Kampf von Kapitän Tenkesch gegen die Habsburger Unterdrückung hinweisen. Das Video von Nemes zeigt eins ihrer „Heldentaten“, das im Rahmen eines Interviews wachgerufen wird und ihre allgemeine Attitüde vorstellt. Ihre Aktionen – obwohl gut geplant – sind dennoch ungewiss, in dem Sinn, dass keine umfassende Ideologie im Hintergrund steht. Ihre Tätigkeit beschränkt sich auf die für sie selbst risiklosen Rollenspiele, wobei sie sich um dessen Folgen nicht zu viel kümmern. Ihre Vorstellungen haben natürlich wahre Opfer, während sie selbst nur für einander und vor der Kamera posieren, und ihr Hauptziel, das Rollenspiel zu dokumentieren und per Internet in der Öffentlichkeit zu verbreiten, verwirklichen.
Auch die Themen der Gemälde von Nemes zeigen Gebäude und Orte, die gesellschaftliche-politische Fragen aufwerfen. Die Darsteller sind alltägliche „Helden“ der Stadt: die auf den Strassen Budapests seit Herbst 2006 bereits gewöhnlichen Figuren mit Fahnen, oder "Mitspieler" der Demonstrationen. Die Wechselwirkung von öffentlicher und Mediensphäre kommt vor allem bei seiner Gemälde-Serie "Jeden Tag ist 1956" ("Mindennap56") zur Geltung. Der Künstler bezieht sich hierbei auf ein Graffiti-Zitat, dass an verschiedenen Orten der Stadt aufzufinden ist. Er stellt Situationen dar, wo die auf den Demonstrationen verwendeten Symbole der "nationalen" Identität als alltägliche Objekte erscheinen.
Doch gerade wegen der aktiven Vermittlung durch die Medien werden diese symbolischen Gegenstände immer populärer für Gruppen, die die Strassen als Bühne verwenden, ihre Rollen in der Öffentlichkeit vorspielen und mit ihren ausergewöhnlichen Mitteln visionäre, beinahe unwirkliche Situationen inszinieren. Neben den aktuellen, derzeit alltäglichen Ereignissen deutet Csaba Nemes auch auf die sozialistische Vergangenheit hin. Mit seiner Interesse gegenüber der damals vor dem Publikum verschlossenen Orte, ruft er heute noch wichtige Plätze und Ereignisse der kollektiven Erinnerung wach.
Erzsébet Pilinger
Übersetzt von Krisztina Hunya
Unterstützt von:
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Nemzeti Kulturális Alap