29. Nov. 2018 - 19. Jan. 2019
Jeder kennt es, keiner braucht es - ein fettiges Handydisplay. Das lässt möglicherweise den einen oder anderen erschaudern. Ein abgegriffenes, patiniertes Smartphonedisplay echauffiert uns. Doch Smartphones gibt es in der Ausstellung keine zu sehen, sondern das was der Durchschnitts-User eher nicht in seinem Browser Verlauf zurück lässt: Fragen nach den Bedingungen und Folgen unseres „firstworld“ Digititalverhaltens. Wieviele Server benötigt WhatsApp eigentlich? Wieviel Energie verbraucht unser unstillbarer Handykonsum? Wieviel Lebenszeit verbringen wir in der virtual reality? Dieses praktische kleine Ding in unserer Hand, stets bereit unseren Alltag zu bereichern, ist zum unangefochtenen Tech-Talisman avanciert. Und dennoch, was bleibt zurück wenn der Akku einmal nicht geladen wurde?
Für Paul Horn sind solche Überlegungen Ausgangspunkt seiner neuen raumgreifenden Installation. Zwei dominante Strommasten platziert am Eingang und Ende der Galerie besetzen und umspannen den Raum mit langen Kabeln. Es handelt sich aber nicht um eine redimensionierte Version von Strommasten wie wir sie aus unserer Landschaft kennen - Paul Horns Installation welche mit einem wasserführenden und einem stromführenden Kabel (nicht spürbare 12 Volt) ausgestattet ist, kann funktionsfähig in einem privaten Garten verwendet werden.
Die teils düsteren Ölgemälde bringen die Konsequenzen der ständigen Dauerversorgung mit Energie auf den Punkt: die gebeugten, gebrochenen, eingeknickten Strommasten stehen vor dem Burnout. Paul Horns Malerei erweitert sich stets in die Dreidimensionalität durch den Einsatz von Versatzstücken des Alltags oder besonderer Materialien. Dadurch ruhen sie nicht in sich selbst, sie brauchen und beanspruchen Raum. Ebenso kragen die umfunktionierten Feuerlöscher in den Ausstellungsraum aus. Vormals nützliche Objekte die nun in regelmäßigen Abständen diverse Sounds dumpf ausspucken: Drucker, Kopierer, Tierstimmen, Wc-Spülungen, Telefonläuten, hysterische Stimmen.
Paul Horns Arbeit ist stets multimedial ausgerichtet und verschränkt neben den einzelnen Genres der bildenden Kunst auch die Perzeptionsvarianten. Der Ausstellungsraum wird vom Künstler inszeniert und lässt ein abgeschiedenes Betrachten einzelner Werke kaum zu. Paul Horn setzt seine bekannt kritisch-humorvolle Befragung teils absurder Gegenwartsphänomene in der Ausstellung fort, ohne jedoch Kategorien zu entsprechen oder Antworten zu geben. Eine produktive und schöpferische Unruhe durchzieht sein multimediales Werk.
Text: Ulrike Payerhofer
Unterstüzt von dem Österreichischen Kulturforum Budapest