Ausstellung Paul Horn/Lotte Lyon
Neufundland, 2001
Eine Foto- und Postkartenserie von Paul Horn in Kooperation mit Lotte Lyon
Ausstellungsdauer: Juli bis September 2019
Institut für die Wissenschaften vom Menschen
(Stiegenhaus, Untergeschoss bis 2. Stock)
Spittelauer Lände 3
1090 Wien
Besuch: im Rahmen der allgemeinen Öffnungszeit (8:30-14:30), auf Anfrage oder im Zuge von Veranstaltungen. Eintritt frei.
In Kooperation mit dem Institut für die Wissenschaften vom Menschen zeigt die Knoll Galerie Wien in den IWM Räumlichkeiten eine Auswahl der Werke des Künstlers Paul Horn und der Künstlerin Lotte Lyon aus ihrer Serie „Neufundland“. Neufundland ist eine Fotoserie, die verschiedene Stadtansichten und Landschaften als Motive hat. Diese Motive sind allerdings als Modelle ausgeführt. So besteht etwa der Urwald aus Salatblättern, Kressesamen, Strumpfhosen, Treibholz und anderen Elementen. Die Großstadt wird aus verschiedensten Verpackungsmaterialien und Spielzeugteilen rekonstruiert. Himmel und Meer bestehen aus Abdeckfolien, die so beleuchtet werden, dass sie Wasser- und Luftspiegelungen gleichen.
"Unsere Absicht war es künstliche Räume zu schaffen, die einerseits athmospherisch sind, andererseits aber bei genauerer Betrachtung als Inszenierung erkennbar sind. Die Wahrnehmung sollte zwischen Illusion und Desillusionierung kippen können" - Paul Horn/ Lotte Lyon
..„Man hätte glauben können“: das ist die Art von Illusion, die bezaubert. Ohne Durchblick bliebe sie ein Irrtum; ohne zärtliche Nähe nur eine belanglose Dummheit...
Die Fotoserie „Neufundland“ von Lotte Lyon und Paul Horn präsentiert ihrem Publikum etwas Landschaftsähnliches - ein Neuland, gebildet durch Modelle, die vorwiegend aus einfachen Fundstücken bestehen. In manchen Arbeiten ist die Illusion vollkommen manifest; in anderen erschließt sie sich erst bei sehr genauem Hinsehen. Hier dient die Serie als Lektüreanleitung für die einzelne Arbeit. Wie bei allen Täuschungen der Kunst ist es auch bei „Neufundland“ entscheidend, dass das Publikum nicht getäuscht wird. Es muss vielmehr, wie der Psychoanalytiker Octave Mannoni einmal schreibt, mit den Künstlern „unter einer Decke stecken“. Würde man etwa einen Mord in einem Kriminalfilm für eine wirkliche Gewalttat halten, so wäre die Freude am Film dahin. Die Illusion muss also zu einer „anonymen“ Illusion gemacht werden. „Man hätte glauben können“ lautet ihre Formel. Und man könnte bei „Neufundland“ fortsetzen: „…obwohl die Mittel so einfach sind“. Raffinierter Modellbau würde vielleicht Bewunderung erzeugen; Fundstücke aber ermöglichen diebische Freude. - Robert Pfaller, Philosoph, lehrt an der Kunstuniversität Linz.