02.12. 2021. - 29. 01. 2022.
Teilnehmende Künstler:
Imre Bak, László Fehér, László Mulasics, Tamás Soós, Károly Klimó, Zoltán Tölg-Molnár, György Szönyei, Károly Halász
Kuratiert von:
László Százados Kunsthistoriker
Unsere Ausstellung ist Teil der Reihe "Der Fall der Mauer", einer Zwillingsschau der von Hans Knoll ausgewählten Präsentation in Wien. Die Werke mehrerer Künstler (Imre Bak, László Fehér, László Mulasics, Tamás Soós) sind in beiden Ausstellungen zu sehen und Stücke aus einer Gemäldeserie erscheinen an beiden Orten (Károly Halász).
Die Artefaktdokumente einer der ungarischen Malerei gewidmete Tätigkeit eines österreichischen Sammlers und seiner Partner werden von dem Direktor einer österreichisch-ungarischen Galerie für ausstellungswürdig befunden: beide Schauen sind eine Auswahl aus der Sammlung Pedit. Die "Filterung" ist also mehrfach: durch das Sammeln, den aktuellen Kauf und die räumlich und zeitlich begrenzten Möglichkeiten der damit verbundenen Ausstellungen.
Gaudens Pedit als junger österreichischer Geschäftsmann fokussierte bei seinen Atelierbesuchen auf die Wende der 1980er und 1990er Jahre - hauptsächlich, aber nicht ausschließlich - auf die Werke der Vertreter der Neuen Sensibilität (mit der Hilfe von Johann van Damm, dann von Lóránd Hegyi). Zu diesem Zeitpunkt war diese Kunstrichtung bereits ein Jahrzehnt alt und hatte ihren Höhepunkt Mitte der 1980er Jahre hinter sich gelassen, und ihre ohnehin schon kontroverse Rezeption in Ungarn wurde durch die Zeit des Regimewechsels in mehrfachen Refraktionen gesetzt. Das einheitliche und konzentrierte, unerwartete und vor allem gleichzeitige Auftreten mit europäischen Phänomenen ähnlichen Charakters von jenseits der Grenze, aus dem Westen kommend, wird bereits teilweise als Zeichen eines Regimewechsels gewertet, der durch das Auftreten auf staatlichen Ausstellungen nur noch verstärkt wird. Die Kraft des "Überraschungsfaktors", der Reichtum und die Vielfalt der Kunstwerke, die Präsenz als Vorschlag/Angebot im Block der großen internationalen Veranstaltungen, die kuratorische Arbeit und die programanstellende intellektuelle Leistung, die dahinter stehen, sind trotz der charakteristischen Veränderungen in der Entwicklung der Kunstrichtung immer noch präsent und wirksam.
Das Gesamtbild der beiden Ausstellungen ist "radikal eklektisch", wenn man den Zeitraum des Sammelns (1988-1994), den Rahmen (1979-1992) und den Schwerpunkt der ausgestellten Werke betrachtet. sDie Gemälde sind (im Vergleich zu dem reichen Material der ehemaligen Pedit-Sammlung, die einen breiteren Querschnitt von Einzelwerken präsentiert) bezeichnend für die Richtungsänderungen in den einzelnen Künstlerkarrieren, die aus der "Stammzeit" der Neuen Sensibilität herausführen. (Ausnahmen sind die Bilder von El Kazovskij in Wien und Zoltán Tölg-Molnár in Budapest). Aber auch innerhalb der engen Grenzen der Budapester Ausstellung scheint es, als ob es eine Verschiebung - ohne das sinnliche Element aufzugeben - in der Verwendung von Farbe und Form, Materialien und Oberflächen gibt: von großflächiger und großzügiger Expressivität zu meditativer und/oder spielerisch-ironischer Post-Geometrie.
Was von Wien aus (auch unter Hinweis auf die österreichischen und italienischen Stücke in der Sammlung) - vor dem Hintergrund einer mitteleuropäischen kulturellen Identität, einer fernen Erinnerung an die Monarchie, die sich regelmäßig als Fata Morgana erweist, aber dennoch erwünscht ist - vielleicht sogar die Möglichkeit einer regionalen Lesart der Bewegung der Neuen Malerei aufwirft, scheint von Budapest aus eine eher isolierte, unausgesprochene Geschichte zu sein.
Vor allem unter dem Gesichtspunkt umfassender kunsthistorischer Analysen der Epoche, da die Bilder selbst als integraler Bestandteil des Oeuvres oft als Elemente aufeinanderfolgender Epochen diskutiert werden: Wendepunkte, Katalysatoren innerer Inspirationsbewegungen. Die Endpunkte und Übergänge der 1980er Jahre, zwischen dem Ende der 1970er Jahre und den schwer nachvollziehbaren, kontrovers beurteilten Anfängen des Regimewechsels, sind jedoch in vielerlei Hinsicht noch unklar. Die aktuelle Konstellation der Bilder ist eine Momentaufnahme eines vorübergehenden Zustands, eine Fundrettung und Beschwörung der Vergangenheit aus jenen Jahren. Die Rekonstruktion eines Blicks von außen/von der Nachbarschaft, der selbst in dieser fragmentarischen Form gültige Fragen aufwerfen kann.