MARA MATTUSCHKA – TWIST

8. 11. 2023 – 14. 1. 2024

Eröffnung: 8. November, 19-21 Uhr

Begrüßung: Hans Knoll
Im Gespräch mit Mara Mattuschka: Chris Zintzen
(Kulturwissenschafter, Wien, https://bit.ly/Publikationen_Zintzen)


fotos copyright / courtesy Knoll Galerie Wien + artist


Mara Mattuschka interviewt Mara Mattuschka, anlässlich der Ausstellung „Twist“, in der Galerie Knoll, November 2023

I: Warum „Twist“?
MM: Twist bedeutet unter anderem „überraschende Wendung“. Nach so vielen Jahren des Malens ist mir passiert, dass sich meine Malweise plötzlich und spontan geändert hat, das hat mich überrascht.
I: Wie erklärst du dir das?
MM: Das hat sicher mit dem breiten Fächerpinsel zu tun. Vor kurzem habe ich den für mich entdeckt. Der macht was er will, ist fast nicht zu führen.
I: Verstehe. Dafür wirken deine Figuren recht kongruent, fast realistisch.
MM: Dieser Pinsel mit seinem gefächerten Haar produziert jede Menge Reuelinien. Es ist immer eine Linie dabei, die den Weg zum Glaubhaftigen weist.
I: Diese Figur ist auch im „twist“ begriffen, oder? Sie scheint sich um die eigene Achse zu winden.
MM: Oder der Betrachter umkreist sie.
I: Und drumherum ist nichts?
MM: Nur vibrierender Äther und Wüstensand. Die Figur ist, so zu sagen, out of context. Sie ist ihr eigener Kontext.
I: Im Spektrum der Vielfalt seiner Metamorphosen erscheint der Körper mal mächtig, oder auch embryonal?
MM: Mal ergriffen, oder auch stoisch zentriert. Menschlich und tierisch zugleich. Der Körper ist eine unmittelbare Präsenz, die keine Sprache braucht.
I: Ohne Sprache - ist man da noch Mensch?
MM: Die Sprache muss angehalten werden, damit sich die Welt wieder wandle. Malen hilft.
I: Wird man ohne Sprache nicht wie… blind?
MM: Ich habe oft das Gefühl, dass ich ohne Augen male.  Wenn es mit dem Malen ganz intensiv zugehen sollte halt.
I: Ist die Intensität der Empfindung in diesem Zustand noch zu ertragen?
MM: Na ja, in so einem Fall müsste Intensität eher als Inhalt betrachtet werden, anstelle vom Grad.
I: Sprachlos also. Dennoch lässt sich an den Gemälden ein Drang zur Selbstmitteilung ablesen. Sie wollen uns was mitteilen, kommt mir vor.
MM: Hm, ja, Bilder bergen Geheimnisse.
I: Aber du kennst ihr Geheimnis?
MM: Ich glaube jeder kann ein eigenes Geheimnis darin entdecken. Ein Bild und ein Betrachter sind eine Einheit, die sich nie wiederholt.
I: Und du hast das Geheimnis nicht bewusst hineingelegt?
MM: Nein, Bilder haben ein eigenes Leben, unabhängig von mir.
I: Wenn sie fertig sind, oder von Anfang an?
MM: Fast von Anfang an. Ich pinsele herum, bis mir das Bild zeigt was es braucht.
I: Das Bild entzieht dir die Kontrolle?
MM: Genau. Und es ist gut so. Ein Bild wird wie es will.
I: Alles scheint irgendwie zu schweben.
MM: Ja. Wir schweben alle. Ein mulmiges Gefühl ist das – zu spüren, dass man mitten in der Unwissenheit schwebe, dass man aber nicht die Mitte dieser Unwissenheit ist.