Vielschichtig und bunt zeigt sich die Einzelausstellung von Ivica Capan in der Knoll Galerie Budapest, zu sehen ab 13. September 2011.
Nach einer intensiven Auseinandersetzung mit Abstraktion, wendet sich Ivica Capan nun zunehmend der Figur zu, wobei eine abstrakte Herangehensweise an seine Motive wesentlicher Bestandteil in seiner Malerei bleibt. Neben Kunstgeschichte-Klassikern wie Caravaggio, Rembrandt oder Picasso, beschäftigt er sich auch eingehend mit der Werbe- und Medienwelt. Es sind formale und inhaltliche Fragen, die ihn in den unterschiedlichen Darstellungsmodi und Kontexten reizen, und ihn seine typischen, aus mehreren Ebenen bestehenden Motive, entwickeln lassen. In der Rembrandt Serie beispielsweise, hat er ausgewählte Selbstporträts von diesem, in seiner charakteristischen, roh anmutenden Technik umgesetzt. Das subtile Hell-Dunkel und den gleichmäßigen Verlauf der Brauntöne bei Rembrandt, ersetzt Capan durch knallige Farben, einen unruhigen Strich, und einige Lagen von Farben unterschiedlicher Konsistenz. Diese tiefer liegenden Schichten arbeitet er durch Abschleifen der Leinwand heraus, was teilweise unberechenbar ist und auch schon mal bis aufs Gewebe gehen kann. Der entstehende unruhige Hintergrund, und die präsente Figur werden durch einen scheinbar chaotischen Auftrag von Graffitispray gebrochen, der jedoch Spannung erzeugt, und das zerschürfte Bild zu einer Einheit verbindet.
Ähnlich geht er in den Arbeiten vor, die Frauen in typischen Werbeposen wiedergeben. Er löst die Figur in ihrer Haltung wie eine Schablone aus ihrem ursprünglichen Zusammenhang, und betont gezielt Lippen, Augen, Haare, Brüste oder Silhouette. Der Rest verschwindet im Vorder- oder Hintergrund, wird von Punkten, Strichen oder Text überlagert. Dennoch bleibt die Figur oder Pose greifbar, und ruft unseren Assoziationsspeicher ab. Ivica Capan spielt einerseits auf den fragwürdigen Umgang mit der Frau als ultimativen Werbeträger an, andererseits auf die allgegenwärtige Dominanz der Fotografie. Gerade in der Malerei hat sie sich als gängiges Hilfsmittel etabliert, eine Tatsache der Capan äußerst kritisch gegenüber steht. Szenen oder Momente aus Filmen, Werbung oder Comics verarbeitet er in seinen Papierarbeiten. In brachial schriller Malweise tauchen die Personen von einem Strahlenkranz umgeben auf, um uns etwas aus ihrer Welt mitzuteilen.
Mit der Parole „Liberté, Égalité, Fraternité, ou la mort“, die Ausstellungstitel ist und immer wieder in seinen Werken auftaucht, konfrontiert er den Betrachter mit der Botschaft des einstigen französischen Revolutionsspruchs. „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit oder der Tod“, diese Worte bergen Hoffnung, Moral, Zusammenhalt aber auch Radikalität in sich. Was davon ist in unserer heutigen Gesellschaft davon noch zu finden? An welchen Werten orientiert sich eine Gesellschaft überhaupt und wer gibt sie vor? Ab wann gilt es auf die Barrikaden zu gehen?
Fragen die aufgrund weltweiter politischer Entwicklungen, und zunehmender Bürgerproteste aktueller denn je sind.